Buch - Kleine Fotoschule

2. Arten der Fotografie

2.4. Portraitfotografie

Unter Portraitfotografie versteht man allgemeinhin Fotos, in denen Menschen im Mittelpunkt stehen, egal, ob nur das Gesicht oder der ganze Körper abgebildet ist. Die gestalterischen Möglichkeiten der Portraitfotografie sind grenzenlos und man kann ganze Bücher und DVD-Kurse damit füllen. Wir wollen dabei helfen mit ein paar Tipps einen kleinen Einstieg in diese Disziplin zu finden.

Prädestiniert für die Portraitfotografie – Festbrennweiten ab 50mm

Die Brennweite sollte in den meisten Fällen zwischen 50-100mm liegen. Dies ist die ideale Brennweite, um den Fokus auf das Hauptmotiv, den Menschen, zu legen. Es empfiehlt sich außerdem, als Objektiv eine Festbrennweite zu verwenden. Dessen Blende kann weit geöffnet werden, ist somit besonders lichtstark und man kann eine geringe Tiefenschärfe als Stilmittel einsetzen, auch wenn letzteres mit einiger Vorsicht zu genießen ist (später mehr dazu). Gute Festbrennweiten für den Einstieg gibt es bereits sehr günstig zu kaufen. Nikon hat z.B. das Nikon AF Nikkor 50mm 1:1,8D im Angebot, während für Canon-User das Canon EF 50mm 1:1.8 II der beste Einstieg in die Welt der Festbrennweiten ist.

Mit Licht gestalten

Schätzen Sie die Lichtsituation richtig ein und/oder nehmen Sie gezielt Einfluss darauf. Wie Sie ein Motiv beleuchten hat einen gehörigen Einfluss auf die Darstellung. Gut geeignet ist zum Beispiel diffuses Licht, was geschmeidige, weiche Schatten wirft und somit ihrem Motiv schmeichelt. Aber auch hartes, direktes Licht kann seinen Reiz ausüben! Experimentieren Sie mit Lichtrichtung, Farbe, Intensität und Härte. Wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht und ein Blitz notwendig ist, so versuchen Sie indirekt zu blitzen, indem Sie den Blitz auf die (weiße) Decke oder Wand richten. Das geht jedoch nicht mit dem internen Blitz der Kamera, sondern nur mit einem Systembilitz bzw.  Aufsteckblitz. Ein Blitz-Diffusor kann ebenfalls hilfreich sein.


Die Schärfe – ein wichtiger Faktor in der Portraitfotografie

Scharf stellen sollten Sie immer auf die Augen, denn sie sind neben den Lippen der wohl wichtigste Punkt. Das Arbeiten mit einer geringen Tiefenschärfe bzw. weit geöffneter Blende ist in der Portraitfotografie in vielen Situationen wünschenswert. Aber übertreiben sie es nicht. Denn wenn Sie an einer Festbrennweite die Blende so weit wie es geht aufreißen, laufen Sie Gefahr, dass die Augen zwar scharf abgebildet sind, jedoch Nase und Ohren bereits wieder im Unschärfebereich verschwinden. Natürlich kann das in manchen Situationen seinen Reiz haben, aber meist ist es nicht wünschenswert. Des weiteren nimmt die optische Auflösung und somit auch die Qualität der Bilder immer weiter ab, je weiter die Blende geöffnet ist. Ein Beispielfoto dazu finden sie unter Qualitätskriterien. Weniger optische Auflösung kann zwar den Konturen der Haut des Motivs schmeicheln, ZU wenig davon lässt aber die notwenige Schärfe im Bild fehlen. Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Blendenöffnungen und vergleichen Sie die Fotos an einem Monitor, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Last but not least

Seien Sie kreativ! Ein gutes Portrait ist kein Passfoto. Die Portraitfotografie ist sehr vielschichtig! Frontal von vorn vor weißem Hintergrund wird schnell langweilig. Experimentieren Sie mit Bildausschnitten, Bildformaten, Hintergründen, Locations, unterschiedlichen Lichtsituationen, den Posen und der Kleidung Ihres Models, mit Requisiten und vielem mehr! Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!