Buch - Kleine Fotoschule

1. Technische Grundlagen

1.2. Belichtungszeit

Eine weitere wichtige Einstellung zur Bildgestaltung und Belichtung ist die Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit. Sie bestimmt, wie lange Licht auf den Sensor der Kamera fällt bzw. wie lange die Blende geöffnet ist.

Grundlegendes

Doch was gilt gemeinhin als kurze, und was als lange Verschlusszeit? Nun, in der Regel bezeichnet man Belichtungszeiten kleiner als 1/60 Sek. als kurze Verschlusszeiten (z.B. 1/200 Sek., 1/1000 Sek. oder kürzer), alles darüber (z.B. 1/30 Sek. bis hin zu 1 oder mehreren Sekunden) als lange Verschlusszeiten. Analog zur Blendenöffnung (je weiter offen desto mehr Licht kommt auf den Sensor) verhält es sich auch mit der Belichtungszeit: je länger die Verschlusszeit eingestellt ist, desto mehr Licht fällt am Ende auf den Sensor der Kamera.

Umgang & Gestaltung mit langen Belichtungszeiten

Sicher kennen Sie das wenn Sie ohne Blitz und Stativ fotografieren möchten: einmal während der Aufnahme die Kamera nicht still gehalten und schon ist das Bild leicht bis stark verwackelt. Diese Unschärfe entsteht bei zu langen Belichtungszeiten aus dem Stand heraus hervorgerufen durch ungünstige Lichtsituationen, z.B. in der Dämmerung. Wenn Sie im Automatikmodus fotografieren, versucht die Kamera dies zuerst mit einer Öffnung der Blende oder einer Erhöhung des ISO Wertes auszugleichen. Reicht auch das nicht aus, um das Bild korrekt zu belichten, wird die Verschlusszeit verlängert und es kommt zu Verwackelungen. Ab welcher Verschlusszeit Sie nicht mehr aus der Hand fotografieren können hängt davon ab, wie ruhig Sie die Kamera halten können und ggf. von einem eventuell vorhandenen Bildstabilisator am Objektiv/der Kamera. Jedoch kann man hier den bereits erwähnten Wert von 1/60 Sek. als Grenzwert nehmen. Werte von 1/50 Sek. oder 1/30 Sek. sind bereits kritisch. Probieren Sie es einfach einmal aus, indem sie die Zeitvorwahl (Tv oder Sv/S) Ihrer Kamera nutzen.

Doch halt, wozu können lange Verschlusszeiten denn dann gut sein, außer unter dem Nachteil der Verwackelungsgefahr mehr Licht auf den Sensor zu kriegen? Zu einer ganzen Menge! Mit ihr ergeben sich, richtig eingesetzt, einige tolle Gestaltungsmöglichkeiten. Ausgestattet mit Stativ und Fernauslöser können Sie beispielsweise tolle Aufnahmen eines Stadtpanoramas bei Nacht einfangen. Solide Stative für den Einstieg sind z.B. das Mantona Stativ Scout oder das Cullmann ALPHA 2500. Bei derartigen Aufnahmen sind lange Belichtungszeiten unumgänglich, um die einmalige Lichtstimmung einzufangen. Bewegungen von Motiven können durch längere Belichtungszeiten in das Bild transportiert werden. Denken Sie an Fotos von Wasserfällen, wo das Wasser als eine Art Schleier in Erscheinung tritt oder an laufende Passanten, die ab einer gewissen Belichtungszeit geisterhaft verschwimmen. Dies sind natürlich nur einige sehr klassische Beispiele. Ihrer Kreativität und Experimentierfreude sind aber keine Grenzen gesetzt!

Umgang & Gestaltung mit kurzen Belichtungszeiten

Im Gegensatz zu langen Belichtungszeiten ist der Umgang mit kurzen Belichtungszeiten eher unproblematisch. Verwackelungen sind hier in der Regel völlig ausgeschlossen. Kurze bis sehr kurze Verschlusszeiten werden z.B. in der Sportfotografie eingesetzt, um Bewegungen im Bild einzufrieren. Dieses Gestaltungsmittel eröffnet dem Fotografen ebenfalls eine Reihe kreativer Möglichkeiten zur Bildgestaltung. Besonders bei extrem kurzen Verschlusszeiten lassen sich Momente festhalten, die mit bloßem Auge gar nicht erfassbar sind. Wasser beispielsweise kann mit kurzen Belichtungszeiten ebenso spannend eingefangen werden, wie mit langen, wie das Bild links eindrucksvoll unter Beweis stellt. Mit Wasser sollten die Ideen natürlich nicht aufhören. „Einfrieren“ lässt sich mit ausreichend Licht eigentlich so gut wie alles, was sich bewegt! Viel Spaß bei der Motivsuche!